Mit dieser Anlage können Skispringer ihre Haltung verbessern: Das Adler-Stadion in Hinterzarten wird mit einem Windkanal ausgestattet. Seine Nähe zu einer echten Sprungschanze ist weltweit einzigartig.
Den Landeskadern der Skispringer und Nordisch Kombinierten in Baden-Württemberg eröffnen sich optimierte Trainingsbedingungen im Adler-Skistadion in Hinterzarten. Von 2022 an steht den jungen Sportlern ein moderner Windkanal zur Verfügung. Mit der Installation der Anlage verfügt der Olympiastützpunkt Hinterzarten weltweit über ein
wichtiges Alleinstellungsmerkmal unter den nordischen Trainingszentren. Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben geschlossen zu.
Ideale Flugposition wird über längeren Zeitraum geübt
Im Beisein von Thomas Redhaber, Leiter des Olympiastützpunkts Freiburg-Schwarzwald, erläuterte Walter Rapp, zuständig für die Bereiche Trainingswissenschaft und Biomechanik, die Vorzüge eines Windkanals: „Eine aerodynamische Sitzposition im Anlauf, der Absprung vom Schanzentisch und der Aufsprung lassen sich gut trainieren. Anders verhält sich dies mit der optimalen Lage in der Luft.“
Ein normaler Flug auf der Rothaus-Schanze dauere rund drei Sekunden. Ein Windkanal bietet die Möglichkeit, die ideale Flugposition über einen erheblich längeren Zeitraum zu üben. Angesagt sind in der Regel 30 bis 60 Sekunden. Durch eine direkte Rückmeldung kann der Trainer dem Sportler eine sofortige Information geben, wie er seine Haltung weiter verbessern kann. Rapp: „Vor allem dieser Aspekt ist von zentraler Bedeutung für Nachwuchsspringer.“
Im Gegensatz zu den A-Kadern und einigen B-Kader-Athleten, die einen Windkanal in Ingolstadt stundenweise nutzen können, haben Nachwuchsspringer derzeit keine Möglichkeit zu einer solchen Simulation. Die Anlage im Adler-Skistadion wäre weltweit die einzige, die das Training im Windkanal zeitnah in einen realen Sprung auf der Schanze
übertragen kann. Es könnten Aufwind und Frontalwind simuliert werden. Rapp: „Der Windkanal in Schweden steht in Stockholm und damit rund drei Fahrstunden entfernt von den nächsten Schanzen.“
Geräuschpegel ist mit Vorschriften vereinbar
Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher sowie der frühere Weltmeister und Olympiasieger Martin Schmitt zählen zu den Befürwortern solcher Einrichtungen. Sie soll im Bereich des Anlaufturms der K 70 installiert und teilweise überdacht werden.
Der Geräuschpegel der Anlage „ist mit den Vorschriften für einen Heilklimatischen Kurort vereinbar,“ beugte Bürgermeister Klaus-Michael Tatsch Befürchtungen über eine starke Geräuschkulisse vor: „Die Anlage läuft ohnehin nur stundenweise. Der Lärm, der von der B 31 in den Ort schallt, ist deutlich stärker.“ Die Kosten in Höhe von 352 867 Euro werden vom Landessportverband Baden-Württemberg (280 000 Euro), dem Badischen Sportbund (33 000) sowie von den Sponsoren Energiedienst (25 000) und Sick (15 000) getragen. Falls Defekte auftreten, entscheide der Olympiastützpunkt über Reparatur, Abriss oder Neubeschaffung und übernehme auch diese Ausgaben.
Hinterzarten muss nur für laufenden Kosten und Unterhalt aufkommen
Als Betreiber müsse die Gemeinde Hinterzarten lediglich für die laufenden Kosten und den Unterhalt aufkommen. Tatsch bezifferte die jährliche Ausgabe mit rund 3000 Euro. Dem gegenüber stehen die Einnahmen durch die Nutzer.
Während die BW-Landeskader kostenlos trainieren dürfen, werde von anderen Teams eine stündliche Nutzungsgebühr von 500 Euro erhoben. DSV-Spitzensportler sollen einen Nachlass von 20 Prozent erhalten. Tatsch meinte: „Wie hoch die Auslastung sein wird, lässt sich momentan nicht sagen.“
Neben dem neuen Windkanal plant der Olympiastützpunkt weitere Verbesserungen im Skistadion. Vorgesehen sind eine konstante Windmessung sowie eine Analyse der Teilstrecken während der Anfahrt. Diese Einrichtungen dienen primär der Optimierung des Trainings und tragen zu einer weiteren Aufwertung des DSV- und Bundesstützpunkts im
Schwarzwald bei.
Text: Dieter Maurer, Badische Zeitung
Bild: Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald